Foto: Horst-Dieter Radke |
Textauszug:
„Und
dann?“, fragte Jörgensen.
„Wickelte
ich ein Stück Pappe aus. Alles ganz harmlos – wäre nicht mitten drauf eine
Biene gewesen, die jemand mit einem dünnen Nagel darauf gespießt hatte.“
„Alles
nicht so schlimm“, sagte Mia. „Die war doch tot, Lili!“
„Schlimm
– die Frage stellst du dir nicht, wenn du Angst hast. Du siehst nur das aufgespießte
Insekt und fragst dich, warum macht ein Mensch das?“ Lil wischte sich mit dem
Handrücken feinen Schweiß aus dem Gesicht.
Zum
Erstaunen der Anwesenden sagte Nathan, dass er eine Zeitlang Horror vor Spinnen
gehabt hatte. „Irgendwann habe ich mich mit den Tieren intensiv beschäftigt –
und jetzt ist die Angst vorbei.“
„Bei
mir aber nicht.“ Lili kreischte. „Ich habe Angst!“
„Nehmen
Sie sich jetzt aber mal zusammen! Das ist doch kindisch, was Sie hier
veranstalten.“ Ulf Jörgensen schlug mit der zur Faust geballten Hand auf den
Schreibtisch. „Wenn Sie einen Arzt brauchen … - am besten jemanden von der
psychologischen Fraktion. Bienenphobie! Davon habe ich noch nie gehört.“
„Aber
wer macht denn so etwas?“, fragte Lili. „Wer verpackt eine Biene für mich? Bis
auf meine Vermieterin hat doch kein Mensch einen Schlüssel für die
Ferienwohnung. Und reingeflogen ist das Biest ja nicht von allein“, schloss sie
ihre Ausführung endlich wieder mit einem Hauch von Sarkasmus.
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