Donnerstag, 5. Dezember 2013

Bienenphobie







Foto: Horst-Dieter Radke

 

 Textauszug:


„Und dann?“, fragte Jörgensen.
„Wickelte ich ein Stück Pappe aus. Alles ganz harmlos – wäre nicht mitten drauf eine Biene gewesen, die jemand mit einem dünnen Nagel darauf gespießt hatte.“
„Alles nicht so schlimm“, sagte Mia. „Die war doch tot, Lili!“
„Schlimm – die Frage stellst du dir nicht, wenn du Angst hast. Du siehst nur das aufgespießte Insekt und fragst dich, warum macht ein Mensch das?“ Lil wischte sich mit dem Handrücken feinen Schweiß aus dem Gesicht.
Zum Erstaunen der Anwesenden sagte Nathan, dass er eine Zeitlang Horror vor Spinnen gehabt hatte. „Irgendwann habe ich mich mit den Tieren intensiv beschäftigt – und jetzt ist die Angst vorbei.“
„Bei mir aber nicht.“ Lili kreischte. „Ich habe Angst!“
„Nehmen Sie sich jetzt aber mal zusammen! Das ist doch kindisch, was Sie hier veranstalten.“ Ulf Jörgensen schlug mit der zur Faust geballten Hand auf den Schreibtisch. „Wenn Sie einen Arzt brauchen … - am besten jemanden von der psychologischen Fraktion. Bienenphobie! Davon habe ich noch nie gehört.“
„Aber wer macht denn so etwas?“, fragte Lili. „Wer verpackt eine Biene für mich? Bis auf meine Vermieterin hat doch kein Mensch einen Schlüssel für die Ferienwohnung. Und reingeflogen ist das Biest ja nicht von allein“, schloss sie ihre Ausführung endlich wieder mit einem Hauch von Sarkasmus.

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